Digitaler Rebstock: EXPRESS plant Lösungen für den Weinanbau

Digitaler Rebstock: EXPRESS plant Lösungen für den Weinanbau

Digitaler Rebstock: EXPRESS plant Lösungen für den Weinanbau

Im Austausch mit Fachleuten aus dem Weinbau hat das EXPRESS-Team erste digitale Technologieprojekte angestoßen. In den Hauptrollen: Sensoren, Drohnen, Mehltau – und der individuelle Charakter eines jeden Weinbergs.

Der sächsische Weinanbau ist ein Handwerk mit reicher Tradition. Seit hunderten von Jahren bewirtschaften Winzer und Winzerinnen die Weinberge im Elbtal – und im Gegensatz zu vielen anderen landwirtschaftlichen Bereichen wird auch heute noch vieles von Hand erledigt. Denn kein Weinberg ist wie der andere; jeder Hang stellt eigene Anforderungen. Fingerspitzengefühl ist gefragt.

Doch auch Weingüter stehen vor der Herausforderung, ihre Prozesse zu optimieren, um effizienter und vor allem nachhaltiger zu produzieren. So soll der Einsatz von synthetischen Pflanzenschutzmitteln schon bald der Vergangenheit angehören. Gleichzeitig bleiben alte Probleme bestehen: Probleme wie der Mehltau, langjähriger Antagonist von Winzerinnen und Winzern weltweit. Im Zweifel wird bislang daher oft prophylaktisch gespritzt, um die Qualität der Trauben zu gewährleisten und Ernteausfälle zu vermeiden.

Smart Farming reduziert Pflanzenschutzmittel

Moderne Applikationstechniken wie Recyclingspritzen ermöglichen es zwar schon heute, Pflanzenschutzmittel wiederzuverwenden und so den Einsatz schädlicher Substanzen zu verringern. Allerdings ist deren Potenzial für Einsparungen begrenzt. Digitale Sensortechnik (Stichwort Smart Farming) könnte hier unterstützen und überflüssiges Spritzen vermeiden. Denn diese stellt wichtige Informationen bereit, etwa über die Nährstoffverfügbarkeit im Boden oder das Pflanzenwachstum.

Im Gespräch mit Walter Beck, Leiter des Außenbetriebs auf dem Meißener Weingut Schloss Proschwitz, hat das EXPRESS-Team Anfang Juli mögliche digitale Lösungen evaluiert und erste Technologieprojekte auf dem Experimentierfeld angestoßen. Sensortechnik spielte dabei eine tragende Rolle. Doch zeigt sich bei deren Einsatz auch die große Ambivalenz im Weinbau: Die Herausforderungen variieren nicht nur regional, sondern können sich selbst zwischen zwei Weinbergen enorm unterscheiden, die nur wenige Kilometer auseinanderliegen.

Kein Weinberg wie der andere

So würde auf dem einen Hang die Erstellung eines detaillierten Temperaturprofils einen wichtigen Mehrwert bieten. Welche Temperaturunterschiede gibt es im Tages- und im Jahresverlauf? Wie wirken sich diese auf den Säuregehalt der Trauben aus? Und könnten hier zukünftig französische Rotweinsorten angepflanzt werden? Solche Fragen wären etwa in bestimmten Steillagen von Interesse, während viele davon auf einem anderen Hang wegfallen. Stattdessen stehen dort dann Sensoren für Blattfeuchte und Pflanzengesundheit im Fokus.

Doch hochwertige Informationen reichen nicht alleine: Zusätzlich braucht es die Technologie, um solche auch zu nutzen. Für die punktgenaue Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln wären etwa autonome Schlepper oder Drohnen geeignet; insbesondere am Steilhang könnte eine präzise Applikation nur durch UAVs (Unmanned-Aerial-Vehicles) gewährleistet werden.

Allerdings ist diese Herausforderung nicht rein technisch. Hohe regulatorische Hürden verhindern heute noch den systematischen Einsatz von Drohnen im Weinbau. So sind nicht nur die Weingüter gefragt, wenn es um den Einsatz digitaler Technologien geht. Die enge Zusammenarbeit landwirtschaftlicher, wissenschaftlicher und nicht zuletzt politischer Akteure ist für einen nachhaltigen und zukunftsfähigen Weinanbau in Sachsen unerlässlich.